Ansitzfotografie in Mecklenburg-Vorpommern (Teil 2): Ein Tag im Leben der Kraniche am Günzer See

Ein Bericht von Peter Berlinghof

Eingangsbild © Peter Berlinghof
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Kraniche hat sicher jeder schon mal im Frühjahr oder im Herbst gesehen, wenn sie wie im Bild oben in mehr oder weniger großen Trupps, meistens in keilförmiger Formation über das Rheinland ziehen. Ich wollte aber diese schönen Vögel aus der Nähe beobachten und fotografieren. Wie im Teil 1 meines Berichtes schon beschrieben, habe ich mir deswegen Ende März 2016 einen langjährigen Wunsch erfüllt und ein Fotoversteck beim Günzer See südlich von Zingst gemietet, um dort Kraniche zu fotografieren. Die Fotoverstecke kann man gegen eine Spende über das Kranich-Informationszentrum (KIZ) im nahegelegenen Groß Mohrdorf anmieten. Dazu muss man sich jeweils ein halbes Jahr vor dem Frühjahrs- und Herbstzug beim KIZ melden und erhält dann mit etwas Glück den Zuschlag, da es nur fünf Fotoverstecke gibt und diese lediglich zwei Wochen im Frühjahr und vier Wochen im Herbst zur Verfügung stehen (www.kraniche.de/Aktionen/Fotohuetten.shtml).

Karte Kranichexkursion © Peter Berlinghof
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Für die Nutzung der Fotoverstecke gibt es verbindliche Regeln, die den Kranichen zuliebe penibel einzuhalten sind, um Störungen zu vermeiden. Eine wesentliche Regel ist, dass man vor Sonnenaufgang im Versteck sein muss und dieses erst nach Sonnenuntergang wieder verlassen darf, wenn sich keine Kraniche mehr auf der Äsungsfläche aufhalten. In meinem Fall hieß dass, dass ich um 05:25 Uhr im Versteck saß und es erst um 18:55 Uhr wieder verlassen konnte. Da die Verstecke bei einer Länge von 2,30 m nur 1,40 m breit und 1,40 m hoch sind, sollte man es sich also gut vorher überlegen, ob man physisch und psychisch zu einem so langen Aufenthalt in beengten Verhältnissen in der Lage ist. 

Für diejenigen, denen dies zu aufwendig oder zu beschwerlich ist, die aber trotzdem Kraniche beobachten wollen, hat das KIZ das KRANORAMA gebaut, einen großen Beobachtungsstand, von dem man das Gebiet und die Kraniche bequem betrachten kann, ohne sie zu stören. Dort sind auch Kranichranger zugegen, die für Auskünfte zur Verfügung stehen. Die folgenden Bilder zeigen das KRANORAMA und die Äsungsflächen mit den davor liegenden Fotoverstecken. 

Die Enge im Fotoversteck vergisst man allerdings schnell, wenn die Vögel dann vor der Hütte auftauchen, Bei mir war es um 06.05 Uhr soweit. Noch vor Sonnenaufgang waren die ersten Kraniche vor meinem Versteck gelandet, waren es zunächst einzelne, denen dann aber ein größerer Trupp folgte. Allerdings flogen die Vögel auch bald wieder ab, da sie von einem Traktor gestört wurden,  der Futter auf der Fläche verstreute. Um 06.58 Uhr waren keine Kraniche mehr anwesend.  

Schon zwanzig Minuten später kehrten die Vögel wieder zurück und weitere gesellten sich zu ihnen, so dass bis zur Mittagszeit ein reges Treiben vor der Hütte herrschte. Man konnte viele der typischen Verhaltensweisen beobachten, wie zum Beispiel den bekannten Tanz der Kraniche oder auch Aggressionsverhalten beim Streit um den Partner oder um Futter.  

 

Um die Mittagszeit verließen die Kraniche die Äsungsfläche, um nach ungefähr einer Stunde wieder in großer Zahl zurückzukehren. Nun ging das muntere Treiben wie am Vormittag weiter. Gegen Abend wurde das Wetter immer besser, so dass der Tag mit einem schönen Sonnenuntergang ausklang, als die letzten Kraniche vor meiner Hütte gegen 18:20 Uhr zu ihren Schlafplätzen in den Bodden flogen. Bis ich mein Fotoversteck verlassen konnte, dauerte es dann noch eine halbe Stunde, da dann erst die allerletzten Kraniche, die sich vor der Beobachtungshütte Nr. 1 aufgehalten haben, ebenfalls zu ihren Schauplätzen flogen. Ein schöner Abschluss eines unvergesslichen Tages!

Während des Tages konnte ich unter den vielen hundert Kranichen auch zwei beringte Vögel ausmachen, die ich dem KIZ gemeldet habe. Von dort erfuhr ich, dass es sich um die Kraniche Alisa und Leo handelt.

Peter Berlinghof