Ein Bericht von Dieter Vollmer
Die Fahrt nach Charleroi in Belgien vom 3. bis 4. Juli war gedacht für unsere Fraktion der Liebhaber stillgelegter und rostiger Industrieanlagen. Diesem Ort geht der Ruf voraus, zu den hässlichsten Städten in Europa zu gehören; kein Zweifel also, dass dies ein Kriterium ist für einen hohen Grad von Anziehungskraft für Fotografen! Nun mag man darüber streiten, ob Charleroi wirklich so hässlich ist, Tatsache ist aber, dass durch den fortschreitenden Abriss der Industrieanlagen ein Umwandlungsprozess im Gange ist, der zu ähnlichen Ergebnissen führen kann wie seinerzeit etwa bei uns im Ruhrgebiet. Dazu müsste allerdings auch der Wille gehören, einzelne Anlagen als Industriedenkmäler zu erhalten.
Unsere Besuchergruppe bestand aus einem reinen Männerteam (warum eigentlich?), die siebenköpfige Mannschaft bildeten Wolfgang, Michael, Harald, Fred, Roland, Dieter V. und ein auswärtiger Gast, nämlich Heinz.
Nach der Ankunft am Dienstag erkundeten wir die Stadt auf eigene Faust und bekamen einen ersten Einblick darin, was noch auf uns zukommen könnte. Die noch in Betrieb befindlichen Anlagen zur Stahlproduktion sind eh tabu, und wenn man den Abriss einer Fabrik live erleben und fotografieren will, bekommt man es mit wütenden Baggerfahrern zu tun…
Hier und da zeigen sich in der Masse der rotbraunen Gebäude aber auch Farbkleckse, die auf die Umwidmung eines industriellen Zweckgebäudes zum Szenetreff aufmerksam machen. Dass die Stadt in Anbetracht einer recht erfolgreichen Fußballnationalmannschaft beflaggt war, registrierten wir mehr oder weniger neidvoll…
Am Mittwoch stand die Exkursion mit Nicolas, unserem Guide, auf dem Programm. Er ist ein Kenner all der Orte in und außerhalb der Stadt, die unser Fotografenherz höher schlagen ließen. Ein Kühlturm, langsam zuwachsende Fabrikgebäude, ein Metrobahnhof, der nicht (mehr) gebraucht wird und ein stillgelegtes Hallenbad ließen Bilder entstehen, die einiges von der morbiden Stimmung der so beliebten „Lost Places“ einfangen. Ob wir die aufgesuchten Stellen auch selbst hätten finden können? Keine Chance, der engagierte Guide ist hier ein Muss!
Zurück bleiben die Eindrücke von einer sich wandelnden Stadt, die neben der Industrie auch so manches schöne Lokal zur gemütlichen Einkehr zu bieten hat. Rundum eine gelungene Tour!